Gautschen
Grüß Gott die Kunst
Gautschen ist ein alter Brauch der Buchdrucker. Ursprünglich bezeichnet der Begriff den ersten Entwässerungsvorgang beim Schöpfen des Papiers. Bereits im 16. Jahrhundert war das Gautschen eine feuchtfröhliche Zeremonie nach dem Lehrabschluss. Die Lehrlinge werden dabei in einen mit Wasser gefüllten Bottich untergetaucht oder auf einen nassen Schwamm gesetzt, um symbolisch die Sünden der Ausbildungszeit abzuwaschen. Teilnehmer bei der traditionellen Freisprechungszeremonie sind neben dem Gäutschling, auch Kornute genannt, der Gautschmeister, einige Packer, ein Schwammhalter sowie mehrere Zeugen.
Auf den Ruf „Packt an“ versuchen die Packer den Gäutschling, der sich meist heftig wehrt, in ein Fass oder in einen Brunnen zu tunken. Danach folgt der Ehrentrunk mit dem Meister. Nach der Gautschete, die für den Lehrling ohne Vorankündigung stattfindet, muss der Gäutschling ein Gautschfest für die Kollegen ausrichten. Dabei erhält er einen Gautschbrief, der ihn als Jünger Gutenbergs bestätigt. Bei größeren Gautschfesten sind die Teilnehmer oft in prächtige Kostüme gekleidet, die an die Zeit Gutenbergs erinnern. Das Gautschen ist seit 2021 Immaterielles UNESCO-Kulturerbe. In Österreich wird der Brauch auch beim Abschluss an der „Grafischen“, der Höheren Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, praktiziert.